Es war einmal...


Leonard Nieratzky wurde am 10. März 1937 in Erbach im Odenwald geboren. Sein Vater war Soldat und blieb nach Kriegsende verschollen, so dass die Mutter mit einer Bäckerei allein dafür verantwortlich war, ihn und seine zwei Schwestern zu versorgen.

Als die Mutter erkrankte, gab sie die Bäckerei auf und wurde im Laufe der Zeit pflegebedürftig; Leonard wohnte mit ihr im Haus und kümmerte sich um sie; sie klammerte sich an ihren Sohn, konnte ihn nicht lassen und vergraulte aus Eifersucht mögliche Schwiegertöchter.

Leonard Nieratzky wurde Beamter bei der Post. Er veränderte sich durch die häuslichen Umstände im Zusammenleben mit der Mutter, isolierte sich und vereinsamte immer mehr, auch nach ihrem Tod.

Einen inneren Wunsch, der über viele Jahre unterdrückt wurde, erfüllte sich Leonard Nieratzky, inzwischen über 50 Jahre alt, mit einer längeren Reise ins Ausland. Danach erkrankte er, isolierte sich zunehmend und stimmte schließlich einer Krankenhauseinweisung zu. Die tödliche Krankheitsdiagnose hatte eine weitere Isolation zur Folge. Vereinsamt und auf sich selbst gestellt entließ er sich eigenverantwortlich aus dem Krankenhaus, trotz zunehmender Behinderung und Hinfälligkeit.

Der sich verschlechternde Zustand und die verbleibende Lebensperspektive hatten den Umzug in ein Hospiz zur Folge. Die Bekanntschaft und die sich zunehmend entwickelnde tiefe Freundschaft zu einer ehrenamtlichen Hospizhelferin bewirkte im Laufe der Zeit eine Öffnung zu einem vertrauensvollen Miteinander. Angesichts des absehbaren Todes wollte Leonard Nieratzky seinen Nachlass regeln. Da der Kontakt zu den Schwestern abgebrochen war, entwickelte sich der Gedanke, seinen Besitz mittels einer Stiftung hilfsbedürftigen, an HIV-infizierten oder an Aids erkrankten Menschen zugutekommen zu lassen. Leonard Nieratzky starb am 15. November 1992.

So entstand die Leonard-Nieratzky-Stiftung, die ab 1993 bis 2024 von der ehemals ehrenamtlichen Hospizhelferin Isabelle Moeller-Dutoit und weiteren Kuratoriumsmitgliedern im Sinne des Stifters mit großem Engagement und leidenschaftlicher Fürsorge zum Wohl vieler Unterstützungs-Bedürftiger geleitet wurde.

. . . und so soll es auch weitergehen!